EUROPÄISCHES THEATERFESTIVAL
Wenn sich das Theater durch vier teilt, um von Europa zu träumen
QuARTet Vize Evropy – QuARTet Vision Europas ... im Aufbau
Zur zweiten Auflage des Theaterfestivals Quartet trafen sich Frankreich sowie die anderen drei Partnerländer Serbien, Ungarn und die Tschechische Republik in der letzten März-Woche 2009 in Cheb, einer Kleinstadt im Westen Böhmens. Diese schöpferisch-explosive Konfrontation auf den Brettern des kleinen Theaters erlaubte es vier Theatergruppen, ihre Stücke zu zeigen, sich gegenseitig das Stichwort zu geben und dem Publikum eine Begegnung der Spitzenklasse des europäischen Theaters zu präsentieren. Den Artikel in französisch und english lesen.
Das Festival Quartet verleiht den zarten Umrissen eines Europas von morgen zumindest einen gefühlvoll-menschlichen Hauch
Für die meisten von uns ist Europa in erster Linie ein Kontinent. Doch über den geographischen Aspekt hinaus entwickelt sich nur langsam ein Wir-Gefühl, ein europäischer Geist. Die Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern sind von Reichtum gleichermaßen geprägt wie von Ungleichheit - sowohl politisch als auch wirtschaftlich. Nicht immer können wir deshalb von Europa als einer Einheit sprechen.
Eine zweite Auflage und eine viel versprechende Zukunft
Die Idee zum Projekt Quartet hatte Laurent Maindon schon vor zwei Jahren. Seitdem ging sie dem Regisseur der französischen Theatergruppe am Théâtre du Rictus in Nantes nicht mehr aus dem Kopf. Diese zwei langen Jahre ermöglichten die Suche nach den heutigen Partnertheatern : das Theater Západočeské aus Cheb (Tschechische Republik), das Theater Gardonyi Geza aus Eger (Ungarn), sowie das Serbische Nationaltheater aus Novi Sad.
Cheb ist bereits die zweite Auflage des Festivals. Eine erste Begegnung hatte es im Oktober 2008 in Novi Sad gegeben und zwei weitere Treffen sind geplant - eines in Ungarn, das andere zum Abschluss in Ancenis im März 2010. Das Treffen setzt sich immer aus zwei Teilen zusammen : Da sind zum einen die Theateraufführungen eines jeden Partnerlandes, zum anderen die Vormittage der Master Class, wo sich die vier Gruppen treffen, um gemeinsam zu spielen. Unter Anleitung von P. Jonas, Z. Bartos, L. Maindon und A. Milosavljević, den Regisseuren und Verantwortlichen der einzelnen Partnertheater, setzen die Spieler dieses neue Genre des Theaterspiels um.
Schritt für Schritt
Der Grundgedanke der Master Class beruht auf einer lockeren und entspannten Umgebung à la coffee and cigarettes, in der sich die Künstler und Dramaturgen begegnen. Weder Zeitdruck, noch Leistungs- oder Erfolgsdruck stören die schöpferische Eigendynamik des Spiels. Diese besondere Atmosphäre erlaubt es jedem, seine Worte, seine Ideen und seine Gefühle hervorzubringen. Unterschiedliche Spielweisen treffen aufeinander, reiben sich, verschmelzen schließlich auf harmonische Weise und entlocken der Bühne eine bunte Palette an Emotionen. Jeder Teilnehmer bringt eigene Gedanken und Wahrnehmungen mit ein - oft gebunden an die jeweiligen Schulen. Jeder hat die Möglichkeit, seiner Sichtweise und seinen Vorlieben Ausdruck zu verleihen. Für den ungarischen Dramaturgen P. Jonas ist diese Erfahrung noch ganz neu und enorm wertvoll. Die Bauphase dauert natürlich länger, aber das Endergebnis wird massiv und voll von Erlebnissen sein. Jeder kann einen Stein zu dem Bauwerk beisteuern. Es handelt sich um eine menschliche Begegnung, die die Schauspieler und Teilnehmer in ihrer Verschiedenheit verbindet. Und es ist Jonas’ Wunsch, mit eben diesem Gefühl menschlicher Verbundenheit so viele Zuschauer wie möglich zu erreichen.
Es handelt sich um eine menschliche Begegnung, die die Schauspieler und Teilnehmer in ihrer Verschiedenheit verbindet
Eine gewisse Vorstellung von Europa
Entsprechend der Vorlieben und Überzeugungen vieler zeitgenössischer Künstler, ermöglicht das Festival Quartet die konkrete Inszenierung von Kunst auf europäischer und internationaler Ebene. Doch Christine Carmona, Verantwortliche für Kommunikation des „Théâtre du Rictus“, und Dominique Dahéron, Leiter des Theaters „Quartier Libre“ aus Ancenis, verweisen auch auf die Schwierigkeiten der technischen und logistischen Koordination, auf die sie bei der Realisierung des Projektes stoßen. Jedes Theater funktioniert anders. Beispielsweise dürfen wir uns mit der Frage der permanenten und nicht permanenten Ensembles befassen. Wenn das serbische Theater anreist, sind das nicht weniger als 50 Mitglieder des Ensemble, die eingespannt werden. Nach und nach mussten je nach Gruppe Kompromisse gefunden und akzeptiert werden, um die Durchführung des Festivals zu ermöglichen. Und zum großen Glück aller, ist immer auch Publikum anwesend.
Für A. Milosavljević, Verantwortlicher des Theaters von Novi sad, sind die Medien Theater und Kunst allgemein ein Muss für den Aufbau eines geeinten Europas. Er ist sich der Utopie der Sache bewusst, und dennoch : Die Gewissheit einer höheren Macht der Kunst und ihr Einfluss auf unser Denken beleben und nähren seine Träume und Hoffnungen vom Eintritt Serbiens in die Europäische Union - eines Tages…
Z. Bartos, seines Zeichens Regisseur am Theater in Cheb, beleuchtet die unglaubliche Lage der Stadt Cheb nur 5 Minuten entfernt vom ehemaligen Eisernen Vorhang und freut sich, die kleine Stadt und ihr Theater für eine Woche im internationalen Licht stehen zu sehen.
Das Festival Quartet - und das lässt sich nicht bestreiten - verleiht den zarten Umrissen eines Europas von morgen zumindest einen gefühlvoll-menschlichen Hauch.
Text und Fotos : Anne Lienhart
Übersetzung : Hanna Schubert
Mehr Infos
Die Webseite des QuARTtet Vision d’Europe Festivals
Das Rictus Theater
Das Quartier Libre Theater in Ancenis
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